An den Finanzmärkten wird nicht an die Bildung einer großen Koalition zwischen Bersanis und Berlusconis politischen Bündnissen geglaubt. Selbst wenn, wird einer solchen Konstellation nur
eine Halbwertzeit von wenigen Monaten eingeräumt. Ohne Regierungsbildung werden Firmen nicht investieren und Banken nicht leihen, so Analysten. Neben hohen Shorts auf Italiens Banken ist mit weiter steigenden Bondzinsen zu rechnen. Der Frust der Bürger wächst, stärkster Profiteur im Fall von Neuwahlen wäre Grillo. Bis es soweit ist, könnten jedoch noch 3 Monate ins Land gehen.

 

Das Projekt Eurozone wird jetzt durch ganz andere Dynamiken unter Druck kommen

 

Besseres hätte vielleicht nicht passieren können, denn die verfahrene politische Situation in Italien zeigt deutlich die Schwächen des leckgeschlagenen Projekts namens Eurozone auf. In Brüssel wird jetzt ganz einfach der Sturm geerntet, den man dort selbst gesät hat. In den nächsten Monaten wird es sicherlich interessant sein zu beobachten, wie sich die Situation weiter entwickelt. Dass gilt auch mit Blick auf die Lage in Griechenland, wo spätestens der nächste Wahltermin zu einem Syriza-Sieg führen dürfte.

 

 

Wie dieser Videobericht des Wall Street Journal zeigt, darf man Grillo nicht unterschätzen. Doch genau das wird doch auf Brüsseler EU-Ebene und in den MSM schon wieder gemacht. Diese zum Himmel schreiende Ignoranz und Arroganz sind es, die den Menschen auf den Zeiger gehen

 

Um die ignoranten Brüsseler Herrschaften geht es vielen Protestwählern auf nationalstaatlicher Ebene nämlich. Wenn so genannte „Populisten“ in manchen Mitgliedsländern ans Ruder kommen sollten, dann ist Herman van Rumpoy oder Jorge Barroso in allem Maße dafür zu danken. Diese Brüsseler Herrschaften maßen sich nämlich an, allein zu bestimmen, wie das alltägliche Leben von mehr als 300 Millionen Europäern auszusehen hat. In Brüssel will man nicht erkennen, dass man schon längst über das Ziel hinaus geschossen ist, und so ist zu erwarten, dass sich die Lage in absehbarer Zeit weiter zuspitzen wird. Die grandiose Brüsseler Selbstüberschätzung bekommt seit Ausbruch der Euro-Krise vielleicht endlich ihre Quittung. Denn Barrosos Idee von einer EU nimmt die Bürger schon lange nicht mehr mit. Vielmehr bekommt man das Gefühl, dass alles, was aus Brüssel kommt, per se eine Gefahr darstellt und deshalb bis auf Messers Schneide zu boykottieren ist.

 

Grillo und Tsipras in komfortabler Lage: einfach im Sessel zurücklehnen und abwarten

 

Bei Licht besehen befindet sich Griechenlands Alexis Tsipras in einer ähnlich komfortablen Lage wie Beppe Grillo in Italien. Denn beiden ist gemeinsam, dass sie sich nur im Sessel zurückzulehnen brauchen, um ihren Landsleuten hin und wieder „Seht Ihr, wir haben es Euch doch gesagt“ zuzurufen. Ein immer stärkerer Druck lastet nämlich nun auf den Systemparteien. Wer sich von den Newcomern in seiner EU-ablehnenden Haltung jetzt nicht erschüttern lässt, könnte im Lauf der Zeit tatsächlich als Sieger vom Platz gehen. Niemals war das so deutlich zu spüren wie in diesen Tagen.

 

Zumindest knirscht es im Gebälk. Wichtig wird sein, dass sich die Newcomer von den Systemparteien abgrenzen, um nicht in Verdacht zu geraten, in deren korrupten Klüngel mit hinein gezogen zu werden. Zumindest im Fall von Beppe Grillo braucht man in dieser Hinsicht wohl kaum Bedenken zu haben. Sein Wahlmanifest liest sich wie eine Doktrin zum Aufräumen mit Filz und Korruption in Italiens Parteiensystem mit dem Ziel, den ausufernden Staatsapparat wieder zur Räson zu bringen.

 

Finanzanalyst Alberto Gallo von RBS sieht große Probleme aufziehen (hier der Link zum Video). Denn ohne eine Regierungsbildung in Italien, werden Unternehmen kaum mehr Investitionen tätigen und Banken kaum mehr Kredite vergeben. Die Lage wird durch den bevorstehenden Abgang von Staatspräsident Neapolitano nicht einfacher. Denn bevor kein Nachfolger ins Amt eingeführt ist, können auch keine Neuwahlen angesetzt werden. Dies würde nötig, wenn es in Rom nicht zu einem Bündnis zwischen Linken und Rechten käme. Selbst wenn Berlusconi dazu bereit wäre, mit den Kommunisten zu paktieren, glaubt man an den Finanzmärkten nicht an die Überlebenszeit einer solchen Koalition von mehr als ein paar Monaten. Spätestens dann würden sich die Lager gegenseitig an die Gurgel gehen, so die Vermutung.

 

Ohne Koalition käme es in der Hauptstadt also zu einem politischen Stillstand von etwa 3 Monaten. Daher wächst die Nervosität an den Finanzmärkten, die den Ausgang der italienischen Wahlen fieberhaft analysieren. Unterdessen zeigen Wahlauswertungen, dass Grillos Partei vor allem unter Jungwählern mit ihrem Wahlmanifest deutlich punkten konnte. Wen kann das schon wundern bei einer Jugendarbeitslosigkeit von fast 30%? Mehr als 55% der Altersgruppe zwischen 18 und 25 Jahren votierten für Grillos 5 Star Movement.

 

In Brüssel dürfte man die politischen Entwicklungen im Süden Europas mit einigem Schrecken zur Kenntnis nehmen. Doch, liebe Leser, es ist ja nicht so, als ob dieser Werdegang nicht fast minutiös vorhersehbar war. Es ist aufgrund von (noch) mit der EU-Doktrin auf Linie befindlichen Regierungen in den Mitgliedsländern zurzeit nicht einmal so sehr der Zusammenhalt zwischen den einzelnen Staaten, der die Existenz der Eurozone aufs Höchste gefährdet. Sondern es zeigt sich, dass bereits recht früh angestellte Prognosen zur Erosion an der gesellschaftlichen Basis in einzelnen EU-Mitgliedsländern völlig richtig gewesen zu sein scheinen.

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